Sebastian - Krakau, Polen

Facts

Name: Sebastian Lugmayr
Alter: 20
Beruf: Schüler
Einsatzort: Krakau, Polen
Einsatzstelle: Obdachloseneinrichtung der Kapuziner
Tätigkeit(en) im Einsatz: Betreuung von Menschen mit Beeinträchtigung
Einsatzdauer: 10 Monate

Oh, wie schön ist Krakau!

Ein Auslandsjahr ist ein riesiges Abenteuer – egal auf welchem Fleckchen Erde man seinen Freiwilligeneinsatz absolviert, ein Jahr inmitten einer anderen Lebenswelt
zu sein ist etwas ganz Besonderes. So habe ich mich entschlossen, mein Jahr in Krakau zu verbringen, im Kloster zu leben und im Obdachlosenwerk des Heiligen Padre Pio
zu arbeiten. Immer wieder musste ich dabei an die Geschichte „Oh wie schön ist Panama“ des deutschen Kinderbuchautors Janosch denken. So habe ich nun hier meine ganz persönlichen Gedanken zur Geschichte und zu meinem Auslandsjahr niedergeschrieben.

"Uns geht es gut, denn wir haben alles, was das Herz begehrt!"
Aus „Oh, wie schön ist Panama“ / Janosch

Diese Sätze gehören zu den ersten, die der Tiger zum kleinen Bär sagt. Dem Tiger und dem kleinen Bären geht es deswegen so gut, weil sie alles haben, was sie brauchen. Sie leben in Frieden, haben genug zu essen und haben natürlich ihre unbändige Freundschaft. Eines Tages fischt der Bär eine leere Kiste aus dem Wasser mit der Aufschrift „Panama“ und auf einmal scheint sich vieles zu verändern. Die leere Kiste duftet nach Bananen. Verzaubert von diesem Duft der Fremde machen sich der Bär und der Tiger auf, um dieses Land zu finden.

Auch ich habe den Duft der Bananen gerochen und Fernweh bekommen. Genauso wie der Tiger und der Bär bin ich einen Schritt aus meiner Komfortzone herausgegangen, um
ein Abenteuer zu erleben und etwas Neues zu finden. Aber nicht nur diese Gemeinsamkeit besteht, genauso wie der Tiger und der Bär hatte ich alles, was das Herz begehrt, genug zu essen, alle Chancen und Möglichkeiten und unfassbar tolle Freunde. Und trotzdem hat auch mich der „Duft der Bananen“ nach Krakau gebracht.

„Wie gut, wenn man einen Freund hat, … dann braucht man sich vor nichts zu fürchten“
Aus „Oh, wie schön ist Panama“ / Janosch

Der Bär und der Tiger laufen gemeinsam ins Ungewisse und bei ihnen läuft eigentlich alles anders als geplant. Jede Weggabelung ist falsch, jeder Hinweis geht in die falsche
Richtung. Doch kein einziges Mal verzweifeln sie, kommt ein Sturm auf, wird eine Blechhütte gebaut, findet man den Weg nicht mehr, fragt man Tiere, die einem begegnen.
Meine Zeit in Krakau begann ähnlich wie beim Tiger und beim kleinen Bär. Es fiel mir schwer, mich an das Leben im Kloster zu gewöhnen und wirklich Freude zu empfinden. Doch im Laufe der Zeit durch Glück und Zufälle habe ich in Krakau Menschen getroffen, die gemeinsam mit mir das Leben gefeiert haben. Nie werde ich die gemeinsamen Momente in unterschiedlichen Bars in Krakau, aber auch auf Reisen vergessen.

Dies sind die letzten Sätze der Geschichte, denn der Tiger und der Bär finden nicht Panama, sondern ihr Zuhause. Da ihr Haus aber im Laufe ihrer Reise so verfallen ist, erkennen
sie es nicht wieder und glauben, sie haben das Land ihrer Träume gefunden. Diese letzte Phrase fasst perfekt zusammen, was es bedeutet, unterwegs zu sein. Erst wenn man
seine Heimat verlässt, erkennt man erst, wie unfassbar schön sie eigentlich ist. So geht es auch mir. Und viel mehr geht es beim Reisen wohl nicht um das Ziel, sondern um
die Reise selbst. Um die Begegnungen mit Menschen, die verschiedener nicht sein könnten.

Die Zeit in Krakau war wahrlich eine einzigartige Reise. Ich habe Nächstenliebe, Freude und Einsatz für Menschen gezeigt, die selbst kein gemütliches Sofa aus Plüsch haben.
Ich habe viel über mich gelernt, vor allem aber, mir selbst stets treu zu bleiben und jeden Augenblick zu genießen.
Schlussendlich bleibt nur mehr zu sagen: „Oh, wie schön ist Krakau“.

Ein Jahr im Ausland einen Sozialdienst zu machen, ist einzigartig & besonders, vielleicht ist es ja auch etwas für dich.

„Du meinst, dann hätten sie doch gleich zu Hause bleiben können? Du meinst, dann hätten sie sich den weiten Weg gespart?
Oh nein, denn sie hätten den Fuchs nicht getroffen, die Krähe nicht und sie hätten den Hasen und den Igel nicht getroffen.
Und sie hätten nie erfahren, wie gemütlich so ein schönes weiches Sofa aus Plüsch ist.“

Aus „Oh wie Schön ist Panama“ / Janosch

Sebastian nimmt uns mit - hier geht‘s zu seinem Blog
www.seblug.waldviertelblick.at/